Manchmal sind die Tränen bunt

Manchmal wein ich bunte Tränen

in die Einsamkeit

um dem Tag das Schwarz zu nehmen

denn die Hoffnung aufzugeben

bin ich nicht bereit

 

Manchmal schreib ich Deinen Namen

auf ein Blatt Papier

fällt mein Selbstbild aus dem Rahmen

in den tiefen Trennungsgraben

zwischen Dir und mir

 

Manchmal grolIt in mir die Hexe

die in allen Frauen lebt

verwünsch Dich ohne Schuldkomplexe

auf weit entfernte Folterplätze

ans Ende meiner Welt

 

Manchmal geb ich der Geschichte

einfach ein Happy-End

schreib schnulzigfroh und sonnenlichte

Beschwörungen als Glücksgedichte

und stell mich liebesblind

 

Manchmal sind die Tränen bunt

wie Liebesperlentropfen

manchmal jaul ich wie ein Hund

manchmal ist die Erde rund

sind Herzlöcher zu stopfen

© 1998 S. Strohschen

Ich folge nicht, ich führe nicht

Ich tret heraus aus dem Schatten

ins Rampenlicht

denn der Hauptdarsteller meines Lebens

bin ich

 

Ich lege ab die Fesseln

kindheitsalter Ängste

denn der Weg zum eigenen Weg

ist stets der längste

 

Ich mach mich auf, ich gehe selbst

zur Not auf allen Vieren

folg weder Mode, Macht noch Geld

und werd auch niemand führen

©1999 S. Strohschen, Germany

Klarstellung

Als ich dich bat

Deine Probleme

in die Hand zu nehmen,

meinte ich nicht

Deine Beine

©2000 S. Strohschen, Germany

Hände,

die nach Sternen greifen,

sind meist besonders klein

 

Hände,

die zum Abschied winken,

zittern oft schon leicht

 

Hände,

die nicht geben lernten,

ballen gern die Faust

 

Hände,

die festhalten wollen,

haben wenig Kraft

 

Hände,

die sich betend falten,

ringen auch mit sich

 

Hände,

die von Händen schreiben,

vermissen sie zu sehr

 

die

 

Hände,

die nach Liebe tastend,

selbst schon Antwort sind

© 1999 S. Strohschen

 


Kaffee? Klatsch!

Die Uhr schlägt 4 zur Kaffeezeit

Überschminkt der kurze Streit,

überlächelt die spitzen Worte,

stattdessen ein Lob auf die Torte,

denn man muss sich vertragen,

wenn Mutter zum Kaffee geladen

 

Die Uhr schlägt 4 Dreiviertel

Es zwicken die ersten Gürtel,

es kneifen die ersten Herzen

vor den Erinnerungsschmerzen

Was das Geburtshaus hervorgelockt

wird gabelweise hinuntergeschluckt

 

Die Uhr hat 5 geschlagen:

Der Cognac ist für den Magen,

die Gespräche sind für die Katz'

(,Oh, oh, ja, ja, mein Schatz ... «)

Bloß keine ernsten Themen bei Tisch

die alten Wunden sind viel zu frisch

 

Gegen 6 Uhr platzt der Knoten,

denn Mutter ist gar nichts verhoten

Über Weinbrand- und Kuchenresten

gibt sie die alten Geschichten zum besten,

die ihre Kinder seit unzähligen Jahren

in Pancloras Büchse bewahren

 

Spätestens beim Abendessen

kommt das Aus für das Vergessen

Auf allen Wangen glüht Schamesrot

mit Vorwürfen belegt das Butterbrot

In den Kehlen würgt es hinauf und hinab

Man denkt an Mord, man riecht das Grab

 

Man schweigt und nennt sich einen Schleimer

und wünscht Mutter baldmöglichst Alzheimer.

der bekanntlich sogar Kindheiten frisst.

damit sie merkt, dass man erwachsen ist

Doch bis sie gingen, um Viertel vor 7

sind alle Kinder Kinder geblieben

 

©1999 S. Strohschen, Germany


Obige Sekundenromane sind Auszüge aus dem Buch "www.LIEBE.ade" und unterliegen dem ©