Fotographie = Lichtmalerei

Als ich zur Bildredakteurin ausgebildet wurde, war die Fotowelt noch analog. Mehr noch: wir bekamen abgeschnittenes Filmrollen, wo wir nie wussten wie viele Bilder auf der Rolle waren und wurden zum Termin geschickt. Wer schon einmal bei der Presse gearbeitet hat, weiß, dass es für das passende, verkäufliche Foto meist nur einen Moment gibt. Und es könnte ja sein, dass auf der Filmrolle nur 1 oder 2 Negative sind... 

Das ist eine lehrreiche Erfahrung. Man wird anspruchsvoll und drückt wirklich nur ab, wenn alles stimmt. Genaues Beobachten, gutes Timing, blitzschnelle Reaktion - erst dann bekommt man das Foto, das man verkaufen kann.

Beinahe verächtlich sieht man auf sogenannte "Zelluloidjäger", die womöglich mit Motor dutzende Bilder schießen, in einer Art Gottvertrauen, es möge schon irgendein gutes darunter sein...

Ja, das gab es auch schon vor dem Zeitalter der digitalen Fotografie. Diese hat jedoch das Masse-statt-Klasse-Denken nur noch befördert.

Fakt ist jedoch: gute Bilder haben klare Qualitätskriterien, damals wie heute. Und sie sind selten.Sie sind gutes Handwerk, im wahrsten Sinne. Sie erzählen eine Geschichte, sie setzen ins beste Licht, sie malen mit dem Licht. Foto-Graphie eben.

Ein(e) Fotograf(in) wird ja nicht deshalb engagiert, weil er/sie als einzige(r) eine Kamera besitzt, sondern weil der Auftraggeber seine/ihre SICHT AUF DIE WELT bevorzugt. 

Eine Kamera schießt keine guten Bilder, es ist der Mensch dahinter, damals wie heute. Und der Mensch ist es, der sich zuerst ausbilden muss: im Sehen, Beobachten, Wahrnehmen. Dann erst kommt die Kooperation mit der Kamera, die Reaktionsschnelligkeit. Bei guten Fotografen ist es ähnlich wie man es auch Jetpiloten nachsagt: sie sehen den nächsten Moment voraus. In der Reportagefotografie beinahe ein Muss, diese Art der Hellsichtigkeit. 

Aber ich bin und bleibe eine Vollblut-Freilicht-Jägerin, die weiß: wenn man bewegende Bilder machen will, muss man sich zuerst bewegen...

Foto-Graphie mal wörtlich genommen.

Das Türglas verfremdet und verformt die dahinter stehenden Lichter zu eigenwilligen Kompositionen. Immer anders, streng oder fließend, je nach Betrachtungswinkel.

 

... oder ein Stück vom Himmel gefällig?


Impressionen und Verwirrspiele

1: Grauer Himmel at its best  2: Rettung ins Wasser gefallen  3: Lichtmalerei mit Note...  4: no comment....

Farbenfeuerwerk in Höhle auf Gibraltar...................Wer 1 sagt, muss auch.......... oder?

Nicht harmlos: die Fotowut

Ich bin Fotografin, das muss ich entschuldigend vorausschicken.

Ich habe selten bis nie die Kamera gehoben, wenn ich nicht dafür bezahlt wurde, als Auftrag oder in der Lehrtätigkeit.

Wenn ich durch den Sucher schaue, habe ich das Dollarzeichen im Auge und einen dementsprechenden Qualitätsanspruch.

Hat nicht jeder, weiß ich. 

Aber was heute unter Fotografie verstanden und wie sie missbraucht wird, ist seit der Digitalisierung exorbitant. Missbrauch sowohl an der Lichtmalerei als auch soziales Ärgernis höchster Güte.

 

Wie lange ist es her, dass wir verächtlich schmunzelnd auf japanische Reisegruppen schauten, die wie unter Zwang alles fotografierten, um sich selbst im Anderswo zu dokumentieren? 

Wie lange ist das her? 10 Jahre oder 15?

Als die Kameras für Normales noch analog waren und Negativ- oder Diafilme Geld kosteten, ja als Mobiltelefone noch überwiegend zum Telefonieren benutzt wurden?

Ich möchte das Rad wahrlich nicht zurück drehen, aber ich würde mir wünschen, dass Fotografie wieder Geld kostet. Für jeden Klick des Auslösers 10 Cent, besser noch: 50 Cent! Früher waren es (für schlechte Bildqualität) immerhin auch 30 Cent (Film und Entwicklung beim Discounter)

Es waren größtenteils schlechte Bilder, es war schrecklich, aber gerechter. Wer meinte, trotzdem fotografieren zu müssen, musste wenigstens dafür bezahlen, ein Opfer bringen - nicht erst im Himmel der Lichtmalerei-Götter.

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